Traumreise Teil 4.1: Australien – Von Cairns bis Adelaide in drei Wochen
Angekommen in Downunder und tatsächlich könnte ich nicht glücklicher sein: Ganze drei Monate verbringen wir in dem Land, von dem ich schon seit meiner Kindheit träume: Australien. Mit dem Greyhound Bus werden wir so einige Kilometer in der Heimat von Kängurus, Koalas & Co. hinter uns bringen. Die erste Etappe führt uns innerhalb von drei Wochen von Cairns entlang des Great Barrier Reefs und dann mitten durchs Outback – zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Entlang des Great Barrier Reefs
Anreise in Cairns
Wir landen in Cairns und beginnen unsere Reise in Queensland. Am Strand unserer Unterkunft in Holloways Beach werden wir direkt vom ersten Krokodil-Warnschild begrüßt, denn gerade hier im Norden Australiens wimmelt es nur so vor Salzwasserkrokodilen, den sogenannten Salties. So sehr die schönen Strände auch zum Schwimmen einladen, sollte man dieses Risiko besser nicht eingehen, denn mit den Salties ist definitiv nicht zu spaßen. Mit den Freshies (Frischwasserkrokodile) gehen die Locals aber tatsächlich schwimmen, die seien ganz “harmlos” 😅. Für uns bleibt es erstmal bei Picknick und Strandspaziergang mit etwas Abstand zum Wasser. Was mir direkt positiv auffällt, ist die herzliche und offene Art der Australier. So viele Locals haben uns angesprochen, gefragt wo wir herkommen, wie lange wir in Australien bleiben etc. Diese Herzlichkeit begleitet uns nahezu die gesamten drei Monate.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus in die Innenstadt von Cairns. Busfahren ist in ganz Queensland übrigens super günstig – eine Tageskarte kostet umgerechnet einfach nur 60ct.
An Tag 3 mieten wir uns ein Auto und fahren weiter in den Norden, entlang einer traumhaften Küstenroute Richtung Port Douglas und für uns beide das erste Mal im Linksverkehr. Auf einer Crocodile Spotting Tour auf dem Daintree sehen wir tatsächlich zwei Salties, eine Schlange und einen Baum voll behangen mit Flughunden. Anschließend geht es weiter zum Mossmann Gorge auf eine Wanderung durch den ältesten Regenwald der Welt. Auch hier gibt es viele heimische Tierarten zu entdecken. Sogar zwei Wildschweine kreuzen unseren Weg, mit denen hatten wir nun wirklich nicht gerechnet.
It’s a Mission Beach
Der Name ist Programm: Unsere Unterkunft liegt keine fünf Minuten vom Strand entfernt, der sich kilometerweit über die Küste streckt. Ein Buch einpacken, den Wellen lauschen und den weichen Sand unter den Füßen spüren — mehr gibt es hier nicht zu tun. Außer vielleicht noch von der Terrasse aus die Wallabies beobachten, die zwischendurch aus dem kleinen Waldstück springen, was für mich schon ein Highlight für sich ist. In Mission Beach esse ich außerdem meine ersten Potato Scallops, die an der heißen Theke von Raststätten und Supermärkten oft meine Rettung sind.
Townsville & Magnetic Island
In Townsville übernachten wir in einer Campinghütte direkt am Meer und erblicken schon vom Weitem Magnetic Island, wohin wir am Morgen nach unserer Ankunft mit der Fähre übersetzen. Mit dem Bus geht es zu den sehenswertesten Spots. Wir starten mit einer Koala Tour im Selinas Hostel, das meiner Meinung nach übrigens der perfekte Ort zum Übernachten ist, falls man mehrere Tage auf Magnetic Island verbringen möchte.
Ein Ranger zeigt uns aber nicht nur Koalas, in dem kleinen Sanctuary leben auch Schildkröten, Schlangen, Echsen und das Wombat “Harry”. All diese Tiere können aus verschiedensten Gründen nicht mehr ausgewildert werden. Harry zum Beispiel hat den Wildnis-Test leider nicht bestanden, da er keinen Tunnel graben kann, was für Wombats überlebensnotwendig ist. Oder der Koala Emma erblindet krankheitsbedingt, weshalb sie sich in der Natur nicht mehr orientieren könnte. Auch nur deshalb sind sie sehr an Menschen gewöhnt und lassen sich von uns ganz entspannt streicheln. Yannick hatte sogar eine Schlange um den Hals.
Außerhalb des Sanctuarys sollte man den Tieren allerdings ihren Freiraum lassen. Unser Ranger erklärt uns, wie wir uns am besten verhalten, falls uns auf der Insel oder auch anderswo eine Schlange begegnen sollte. Bestens vorbereitet fahren wir zum nächsten Spot: Ein kleiner Wanderweg, auf dem man mit ein bisschen Glück Koalas in den Bäumen entdeckt. Das Glück ist auf unserer Seite und wir sehen einen kleinen schlafenden Flauschball in freier Wildbahn. Letzter Halt ist bei den Rock Wallabies. Dort entdecken wir in einer kleinen Felshöhle ein süßes Wallaby.
Party in Airlie Beach & Segeltörn zu den Whitsundays
Die Mischung macht’s: In Airlie Beach übernachten wir das erste Mal auf unserer gesamten Reise im Hostel, welches aber sehr modern, groß und mitten im Geschehen ist. Der Supermarkt ist direkt um die Ecke, also machen wir uns in der großen Community Kitchen wieder selbst was zu essen und kommen beim Kochen mit anderen Backpackern ins Gespräch. Wie easy das in Hostels einfach immer ist!
Nach einem gesprächigen Dinner geht es für uns aber früh ins Bett, denn am nächsten Morgen legen wir bereits um 8 Uhr mit einem Segelboot in Richtung Whitsundays ab. Dieser Segeltörn ist bis jetzt mein absolutes Highlight der Reise! Auf dem Weg legen wir einen Schnorchelstop ein und erkunden die Unterwasserwelt des Great Barrier Reef. Zum Glück ist hier gerade keine Quallen Saison und wir können ohne Schutzanzug ins Wasser hüpfen. Mit einer Unterwasserkamera (Danke Sandra ❤️) hoffe ich ein paar schöne Aufnahmen des Riffs und der Tiere machen zu können. Ob die was geworden sind, erfahren wir aber leider erst zurück in Deutschland, wenn ich sie entwickeln lassen kann.
Dann folgt das eigentliche Highlight: Whitehaven Beach – der mit Abstand schönste Strand, den ich je gesehen habe. Ich komme mir vor als wäre ich mitten in der Karibik gestrandet: Türkisblaues Meer und eine riesige strahlend weiße Sandbank. Die Insel wirkt wie ein unberührter Fleck im Paradies. So beeindruckend!
Den letzten Tag in Airlie Beach lassen wir ganz entspannt angehen. Genau wie in Cairns gibt es auch hier wieder eine öffentliche und kostenlose Lagune, die zum Schwimmen und Verweilen einlädt. Am Abend findet im Hostel ein Social Event statt: Ein Beerpong-Abend, der natürlich von einer deutschen Mitarbeiterin organisiert wird. Wir finden uns in einer bunten und internationalen Gruppe (England, Irland, Kanada, Deutschland, Argentinien & Alter von 19 bis 29) wieder und ziehen nach dem Turnier noch in die Magnums Bar sowie den Mama Africa Club weiter. Ein gelungener letzter Abend in Airlie Beach!
Natur pur in Rockhampton
In Rockhampton befindet sich unsere Unterkunft recht nah am Flughafen und da es Wochenende ist, fahren hier kaum Busse, also besorgen wir uns wieder einen Mietwagen und erkunden die Umgebung inklusive einer Höhlenwanderung, einer Abkühlung in der Yeppoon Lagoon und Sonnenuntergang im Mount Archer Nationalpark.
Tag 2 verbringen wir im Rockhampton Zoo & Botanical Garden, der sogar kostenlos ist. Dank interessanter Talks und Fütterungen lernen wir eine Menge über die heimischen Tierarten:
Mitten durch Australiens Outback
Und plötzlich ist da nichts mehr, nur der Matilda Highway umgeben von unendlichen Weiten trockener Landschaft, hier und da Rinder- oder Schafherden, Emus und Kängurus – Willkommen im Outback! Der Kontrast zur Küste könnte wirklich nicht prägnanter sein und wir fühlen uns wie in ein anderes Zeitalter versetzt. Hinzu kommt der doch spürbare Temperaturanstieg. Mit knapp über 40 Grad nehmen wir aber glücklicherweise nur den Sommeranfang mit. Im Hochsommer werden auch gut und gerne mal Temperaturen von 50 Grad erreicht.
Auf dem Weg nach Longreach halten wir für eine halbe Stunde in Emerald. Wir nutzen die Zeit und holen uns in der örtlichen Bakery den angeblich besten Pie von Queensland (Cauliflower&Brokkoli Pie absolute Empfehlung!) und laufen durch den botanischen Garten. Ein idyllischer Ort und für mich immer wieder überraschend was für schöne Pflanzen unter solchen klimatischen Bedingungen wachsen können. Auch in Longreach sehen wir super gepflegte Gärten.
Back to the Roots in Longreach
Einfach mal nichts machen, dazu muss man sich auf Reisen schon fast zwingen, denn man will ja jeden Moment auskosten und bloß nichts verpassen (Hallo FOMO)…In dem kleinen Örtchen Longreach bei 40 Grad Außentemperatur fällt es mir aber erstaunlich leicht das Motel nur am Abend für den Gang zum Supermarkt zu verlassen. Yannick besucht am Vormittag das Qantas Founders Museum, das für Flug- und Geschichtsfans sicherlich zu empfehlen ist, denn die australische Airline wurde hier mitten im Outback gegründet.
Mit neuer Energie im Gepäck geht es am nächsten Tag zu einem weiteren geschichtsträchtigen Ort: der Stockman’s Hall of Fame. Das Museum ist wie eine Zeitreise in die Vergangenheit und bringt einem das einfache Leben der Farmerfamilien, welches auch heute noch sehr viele führen, näher. Hier hören wir auch das erste Mal vom Royal Flying Doctor Service, eine Art fliegendes Krankenhaus, um die medizinische Versorgung auch in sehr abgelegen Orten Australiens sicherzustellen. In Alice Springs erfahren wir dazu Näheres.
Am Abend kehren wir zum Outback Dinner in der Longreach Tavern ein und nehmen spontan am Kneipenquiz teil. Gegen die Locals ziehen wir zwar leider den Kürzeren, aber haben trotzdem eine Menge Spaß und können unser Australien-Wissen etwas auffrischen. Auf dem Weg dorthin machen wir übrigens eine interessante Entdeckung: Ein von der Queen gepflanzter Baum als sie den Ort im Jahre 1970 besuchte.
Das Farmerörtchen Winton
Der kleinste Ort, den wir im Outback besuchen, ist Winton. Mit 850 Einwohnern immer noch größer als mein Heimatort, aber weit und breit kein Nachbarort oder nur ein Hauch von Zivilisation zu sehen. Wir sind umgeben von Farmland und erleben direkt mit, wie schnell man hier abgeschnitten werden kann. Unsere Busfahrerin, die witzigerweise aus Deutschland kommt und vor neun Jahren nach Australien ausgewandert ist, informiert uns, dass sie nach Winton erstmal nicht weiterfahren kann, denn ein Buschfeuer blockiert die Strecke. Der einzige Highway, über den auch wir am nächsten Tag unsere Weiterfahrt nach Mount Isa antreten wollen, ist also erstmal auf unbestimmte Zeit gesperrt.
Aber davon lassen wir uns zumindest jetzt noch nicht beunruhigen und genießen ein leckeres Frühstück (Toasted English Muffin, Kaffee & Milkshake) im Lost Poet Café. Für mich die überraschendste Entdeckung in diesem kleinen Örtchen: Ein Büchercafé mit Sofas und Kaffeetassen wie aus der Serie Friends, mein absolutes Traumcafé!!! Es fällt mir wirklich nicht schwer hier die Zeit bis zu unserem Check-in totzuschlagen.
Was wir vorher übrigens gar nicht wussten: Unsere Unterkunft, das North Gregory Hotel, ist DER historische Ort von Winton und wird nicht umsonst Queen of the Outback genannt. Eröffnet im Jahre 1879 wurde es ganze drei Mal wegen Buschbränden wieder neu aufgebaut und bleibt bis heute seinem traditionellen Charme treu, was wir sehr authentisch finden und uns wieder mal wie auf Zeitreise fühlen. Während wir durch die Gänge laufen und in der Diner Hall zu Abend essen, wandeln wir auf den Spuren des ehemaligen US Präsidenten Lyndon B. Johnson, dessen Flugzeug im Zweiten Weltkrieg in Winton notlanden musste. Zudem ist dies der Entstehungsort der inoffizielle Nationalhymne Waltzing Matilda.
Auch am nächsten Morgen lässt mich das Gefühl nicht los in einer anderen Zeit oder vielleicht mitten in einem Theaterstück angekommen zu sein. Im Café gegenüber und nebenan sitzen die Farmerfamilien und Dorfbewohner zum Frühstück zusammen. Jung und Alt läuft mit Hüten, Karohemden und Latzhosen herum. Ich bin mir sicher, dass ich bei meiner Bestellung im Coffee Cube direkt als Touristin auffalle und hätte niemals gedacht, dass 24 Stunden in Winton so viel Schreibmaterial liefern können.
Minenarbeit in Mount Isa
Und schon geht es rein in den nächsten Greyhound Bus (die Strecke ist zum Glück wieder freigegeben). Bei der Routenplanung bis Alice Springs mussten wir uns übrigens sehr nach dem Fahrplan richten, da die Strecke nur ein bis zwei Mal pro Woche abgefahren wird. Überraschenderweise sind die Busse trotzdem sehr leer. Von Longreach nach Winton haben wir nur eine weitere Mitfahrerin und von Winton nach Mount Isa gehört der Bus uns. Kein Vergleich zur East Coast! Wegen der ansteigenden Temperaturen zieht es allerdings jetzt auch nicht mehr allzu viele Touristen ins Outback.
Wir dachten uns wir entfliehen der Hitze und schauen mal, wie wir uns als Minenarbeiter so anstellen. Kurzum verbringen wir drei Stunden in voller Montur in der Hard Times Mine:
Alice Springs & Uluru
Der Weg ist das Ziel, wie man so schön sagt, und unser Weg durchs Outback hat uns bis jetzt definitiv nicht enttäuscht. Das eigentliche Highlight und das wohl beliebteste Postkartenmotiv Australiens steht aber noch bevor – der Uluru oder auch Ayers Rock. Von Alice Springs, der nächsten Greyhound Busstation, ist es allerdings noch eine weite Fahrt. Wir buchen eine Tagestour mit Transfer, Guided Tour und BBQ bei Sonnenuntergang, für die wir insgesamt 17 Stunden unterwegs sind und 10 davon sind allein nur die Fahrt. Es hat sich aber definitiv gelohnt und wir sind sowieso schon ganz gut an die weiten Strecken hier gewöhnt.
Was sich sonst noch in Alice Springs lohnt? Ich kann nur jedem die Besuchszentren des Royal Flying Doctor Service und der School of Air empfehlen – zwei absolute Herzensprojekte, die man mit einem Besuch supporten kann. Die Flying Doctors fliegen seit 1928 in entlegene Gebiete des Outbacks, um auch dort die medizinische Versorgung zu sichern. 1951 folgte dann die Eröffnung des größten Klassenzimmers der Welt: die School of the Air. Damals noch per Radio und Funk werden die Kinder heute per Video Call unterrichtet und jährliche Vor-Ort-Treffen in Alice Springs organisiert, um ihnen die Chance zu geben ihre Klassenkameraden auch fernab vom Bildschirm zu treffen. Nur um ein Gefühl für die unendlichen Weiten des Outbacks zu bekommen: Zum Teil leben die Familien auf Farmflächen, die so groß sind wie Luxemburg.
Halloween in Coober Pedy
Ganze 24 Stunden halten wir in Coober Pedy, die Untergrund-Stadt von Australien, denn hier leben die meisten Menschen unter der Erde. Klingt verrückt, ist aber aufgrund der im Sommer sehr hohen Temperaturen von bis zu 50 Grad die einzige Möglichkeit im Outback zu wohnen. Wir testen das Ganze und schlafen für eine Nacht in einem Underground Motel und das passend zu Halloween.
Am nächsten Tag lernen wir, was es mit der Underground City Coober Pedy auf sich hat, von einer waschechten Local in der Opalmine des Ortes. Sie zeigt uns, wie die ersten Wohnungen im Untergrund ausgesehen haben und wie die Menschen heute dort leben. Zudem ist ihr Vater Minenarbeiter und damals wie viele andere “Schatzsucher” in Coober Pedy gestrandet. Die Familien”höhle” hat er innerhalb von fünf Wochen selbst gebaut. “Man kann monatelang nichts finden und dann plötzlich ist man auf einer heißen Spur und über Nacht einfach reich.” Das ist der Reiz, mit dem die Menschen hier leben. Der Opal wird übrigens zu wunderschönen Schmuckstücken verarbeitet, welche man auch im Opalmuseum erwerben kann. Wenn das nicht das perfekte Souvenir ist, wenn man schon direkt an der Quelle sitzt!
Und dann kommt mein persönliches Highlight in Coober Pedy: Wir schauen bei Josephine’s Gallery and Kangaroo Orphanage vorbei und bekommen tatsächlich einen kleinen Joey (Kangaroo Baby) namens Sisi zu sehen. Sisi wird hier per Hand aufgezogen und dann hoffentlich irgendwann wieder ausgewildert. Ihre Mutter wurde leider gejagt während sie noch im Beutel saß.
Zum Abschluss schauen wir uns im Big Winch das 360 Grad Kino an. Es wird ein Film über die Entstehung und das heutige Leben in Coober Pedy gezeigt. Ein toller Abschluss für unseren letzten Tag im Outback. Auch wenn wir uns schon auf die kühleren Temperaturen und ein wenig mehr Zivilisation in Adelaide freuen, waren diese zehn Tage im Outback ein absolut einmaliges Erlebnis, das ich auf dieser Reise definitiv nicht hätte missen wollen!