Social-Media-Detox als Entgiftung für die Seele
Die heutige Informationsflut und Echtzeitkommunikation macht es schwer einfach mal abzuschalten. Hinter jeder Ecke lauern zig neuer Informationen. Große Mitschuld tragen da natürlich auch die sozialen Medien. Laut der Studie #StatusofMind sollen soziale Medien süchtiger als Zigaretten und Alkohol machen. Zeit für einen kalten Entzug aka. Social-Media-Detox!
Digitales Wohlbefinden – Die Bestandsaufnahme
Ich verbringe viel und gerne Zeit am Handy, das weiß ich. Mal ein Stündchen durch den Insta-Feed scrollen oder auf Pinterest neue Ideen finden. Klingt erstmal recht harmlos, wie viel Zeit da über den Tag dann aber tatsächlich zusammenkommt, ist schon erschreckend.
Mittlerweile hat eigentlich jedes Handy einen Einstellungsbereich, der deine Bildschirmzeit und App-Nutzungszeiten speichert. Ich kann sie unter Einstellungen > Digitales Wohlbefinden abrufen und einsehen, wie viel Zeit ich täglich auf Instagram&Co. verbringe.
Die letzten drei Woche habe ich im Durchschnitt sage und schreibe fünf Stunden täglich am Handy verbracht. Letzte Woche waren es allein am Mittwoch fast acht Stunden und davon zwei einhalb Stunden auf Instagram.
Ich starte also ein Experiment: Social-Media-Detox für drei Tage. Das Wochenende verbringe ich mit meiner Familie, heißt es sind sowieso viele Aktivitäten geplant und es sollte kaum Langeweile aufkommen. Einzige Hürden: Keinerlei Mitteilen auf Instagram&Co. und auch kein morgendliches und allabendliches Update.
Um der Versuchung zu wiederstehen, schalte ich alle Benachrichtigungen von Facebook, Pinterest und Instagram aus und setze den Auszeittimer auf 0 Minuten. So kann ich auf keiner dieser Apps zugreifen. WhatsApp lasse ich neben dem Telefon als einzige Kontaktmöglichkeiten bestehen. Mal sehen, ob das dann zum ausgleichenden Zeitfresser wird, jetzt wo alle anderen Wege zur digitalen Außenwelt gesperrt sind…
Tag 1: Social-Media-Detox für einen besseren Fokus
Social-Media-Check am Morgen im Bett? Fehlanzeige! Stattdessen starte ich mit meiner Meditationsroutine in den Tag und checke erst beim Frühstück, ob ich Nachrichten auf WhatsApp oder Mails empfangen habe. Ich lese gezielt Nachrichten und schaue genauer nach, wenn mich etwas interessiert. Sonst würde ich diese einfach in meinem Feed bei Instagram aufschnappen und unterbewusst aufnehmen, aber mich nicht in diesem Moment darauf fokussieren.
Die Menge an Informationen, die ich aufnehme, ist also geringer. Ich beschäftige mich aber mit bestimmten Themen viel intensiver und konzentrierter. Durch den Fokus bin ich auch im Alltag aufnahmefähiger. Wenn wir mit der Familie zusammensitzen, scrolle ich nebenbei eben nicht durch meine Netzwerke. Ich bin voll und ganz mit Körper und Geist vor Ort anwesend. Auch wenn wir Frauen Multitasking perfekt beherrschen, ist das absolutes Gift für unseren Geist, wie ich jetzt merke.
Tag 2: Social-Media-Detox als Achtsamkeitstraining
Neuer Tag, gleicher Start. Aber diesmal fällt mir auf, dass ich mein Handy gar nicht erst mit an den Frühstückstisch nehme. Die Angst irgendwas zu verpassen, auch Fear of Missing out-Syndrom genannt, ist nicht da. Ich sehne mich eher nach einem entspannten und bewussten Start in den Tag. Nach dem Frühstück setze ich mich auch direkt konzentriert an einen neuen Blogeintrag und arbeite dank fehlender Ablenkung um einiges effizienter.
Unsere Familen-Wandertour durch die Ehrbachklamm kann ich heute richtig genießen. Ich nehme die Wasserfälle war ohne direkt einen coolen Boomerang zu erstellen. Mein Bruder und ich balancieren über Baumstämme, wie wir es als Kinder getan haben. Kein Video, kein Boomerang – das war nur für das innere Kind. Stattdessen entstehen schöne Schnappschüsse durch meine Eltern. Den Moment selbst habe ich aber ganz achtsam in mir aufgenommen.
Wir wollen schöne Aktivitäten und Orte immer sofort teilen. Warum eigentlich? Wir leben in einer Welt der Echtzeitkommunikation und des Vergleiches. Wenn man etwas erst einen Tag später mitteilt, hat man das Gefühl es ist schon keine News mehr wert. Quasi verjährt – in unserem Fall wohl eher verminutet. Zudem bekommen wir von anderen die schönsten Momentaufnahmen ihres Lebens im Sekundentakt präsentiert. Dementsprechend ist der Drang hoch da mitzuhalten. Zeigen, dass das eigene Leben mindestens genauso schön, wenn nicht noch besser. Die Bestätigung von anderen pusht eben das Selbstwertgefühl.
Ist es wirklich das, was uns an einer tollen Erinnerung im Nachhinein Freude bringt? Es ist doch auch mal schön den Moment nur für sich zu genießen. Einen Moment im Kopf abspeichern und nicht durch die Linse. Ganz schön verrückt, was?
Die ganze Welt kann es dann noch früh genug erfahren, Erinnerungsfotos werden ja schließlich trotzdem geschossen. Schnappschüsse sind meist eh viel schöner und vor allem authentischer. Am Abend oder am Tag danach dann nochmal seine Lieblingsfotos rauszusuchen, lässt einen direkt mehr aus der Situation herausholen. Die Erinnerungen im Kopf leben viel stärker auf, da man ganz bewusst vor Ort war.
Und schon mache ich Urlaub vom Story-Posting-Wahnsinn, wer hätte das gedacht?
Tag 3: Social-Media-Detox als Entgiftung für die Gedanken
Auch an einem Familienwochenende hat man mal Zeit für sich, was auch wichtig ist. Den heutigen Tag nutze ich als Regeneration für meine Gedanken. Neuer Input war schon genug da, also bin ich sogar irgendwie froh, nicht noch weiter mit Bildern und Eindrücken auf den sozialen Medien geflutet zu werden. Stattdessen beginnen meine Mutter und ich den Tag mit einer Yoga-Session via YouTube. Am Mittag treffe ich mich mit einer Freundin, reise danach mit einem Buch in eine andere Welt und lasse meiner Kreativität in meinem Glückstagebuch freien Lauf.
Meine Gedanken sind viel klarer und ich wage mich an schwere Lektüre für meine Masterarbeit. Was die letzten Wochen so unmöglich schien, ist heute dank einer gefühlt viel höheren Aufmerksamkeitsspanne gar kein Problem. Verrückt, was so eine Informationsreduzierung bewirken kann!
Fazit
Meine Bildschirmzeit während des Social-Media-Detox bleibt deutlich unter meiner sonstigen Handyroutinezeiten. Sind die Ablenkungsquellen erstmal eliminiert, ist das Handy an sich auch kein großer Suchtfaktor mehr für mich. Schön zu wissen! Zudem bemerke ich am Tag nach der Auszeit absolut keinen Drang mehr auf mein Handy zu schauen. Die Benachrichtigungen bleiben aus. Außerdem öffne ich die digitale Kontaktwelt nur noch, wenn ich mich gerade voll und ganz damit beschäftigen kann und will. Spaß macht es ja trotzdem noch.
Einfach mal den Offline-Knopf zu drücken kann eine wahre Erleichterung sein. Gerade wenn man eine schöne Zeit mit den Liebsten geplant hat, tut es gut zu 100 Prozent anwesend zu sein und ihnen die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie auch verdienen.
Genau wie der Körper sich nicht gut anfühlt, wenn man ihn 24/7 mit Fast Food füttert, braucht auch der Geist mal eine Pause vom Informationsmüll.
Ein Kommentar
Ute Schüler
Dieser Beitrag trifft genau ins Schwarze. Hoffe das viele das lesen und sich mal Gedanken darüber machen. Die Yoga Session 🧘♀️ können wir gerne nochmal wiederholen. Liebe Grüsse🤗